
Haunted by the Blues
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Veröffentlichung
Haunted by the Blues
CD, Label + Vertrieb: Starfish Music,
Tel. 0421 - 87 31 90, Fax 0421 - 87 25 580
www.starfish-music.de
Best.Nr.: CD 00603-7
VÖ: 08/2003
Handgemachter, akkustischer Club- / Barsound in schillernder stilistischer Bandbreiete. Rhythmische und melodische Vielseitigkeit, von leisen, zarten Tönen bis zu starken dynamischen Steigerungen, humorvoll, geistreich und hintergründig - diese Musik beinhaltet das ganze Spektrum dessen,was den Blues ausmacht. Dabei werden dem Hörer neben eigenen Stücken auch originäre Interpretationen bekannter Komponisten wie Benny Goodman, Jelly Roll Morton oder Otis Spann geboten.
Musikalisch bearbeitete Rezitationen verbinden Musik und Text, ein Konzept, welches das Duo Eckhard Petri (Saxophon) und Dietmar Kirstein (Piano) schon seitJahren in Konzerten erfolgreich praktiziert hat. Für Haunted by the Blues haben die beiden, passend für das Projekt, zwei Fachleute in Sachen Blues gewinnenkönnen - Stefan Ulrich (Schlagzeug) und David Jehn (Kontrabass).
Deutlich zeigen die vier überregional bekannten Künstler, wie harmonisches Zusammenspiel idealerweise aussehen sollte - jedes Instrument ist wichtig, keines wird auf nur begleitende Funktionen reduziert.
Fast programmatisch wird der CD ein literarisches Zitat aus J.P. Sartres „Der Ekel“ vorangestellt, zu dem Petri und Kirstein das Stück Some Of These Days geschrieben haben.Die Liebe zum Detail, zur Musik, zu den Besonderheiten jedes einzelnen Stückes und die nuancierte Darbietung spiegeln sich auch in der aufwendigen, liebevollen Gestaltung von CD und Box wieder.
Presse
CD Kritik aus JAZZPODIUM 07 / 2009
Haunted By The Blues – Sack O' Woe
Starfish Music 66699-6
Damit keine Verwirrung entsteht, gleich zu Beginn der Hinweis: “Haunted By The Blues” ist der Name der Gruppe, nicht der CD, die diese ungewöhnliche und sehr schöne Scheibe vorlegt. Und es
ist keine Bluesband, sondern moderner, zeitgenössischer Jazz. Verantwortlich dafür zeichnen in erster Linie Eckard Petri (ts,ss,cl,hose,melodica) und der Pianist Dietmar Kirstein. Als Duo
Petri/Kirstein sind die beiden Bremer schon seit 16 Jahren zusammen, und sie hatten sich ursprünglich auf „Jazz & Lyrik“ spezialisiert. Auf ihrer neuen CD, schon der zweiten unter dem
Bandnamen „Haunted“, werden sie von David Jehn (b,vcl), Stefan Ulrich (dm,vcl) und auf einigen Tracks von dem Trompeter Uli Beckerhoff unterstützt. Erstaunlich ist die stilistische Bandbreite der
Gruppe. Ob groovender R&B, ob eher moderne Jazzklänge oder Bearbeitung eines alten Ellington-Titels – alles scheint mir ein wenig mit Schalk serviert zu sein. Und höchst gekonnt! Petri kann
wie ein R&B-Honker röhren, um dann einen Track weiter die kälteste Klarinette seit Tony Scott zu spielen. Kirstein ist ein höchst inspirierender Begleiter und ebenso inspirierter Solist. Und
Beckerhoff setzt mit seinen Trompetensoli die Sahnehäubchen auf die ohnehin schon leckeren Tortenstücke. Und immer wieder kommt die erdhafte Verbundenheit mit dem Blues zum Ausdruck, auch in den
Vocals der beiden anderen Musiker. Kurz: ich von dieser Gruppe nicht genug kriegen!
Geruchsintensiv: Haunted By The Blues
Wie die Geier lauerten sie damals in New Orleans auf Todesfälle, denn
wenn jemand starb, hatten sie abends gut zu essen. Ur-Blueser Jelly Roll
Morton spielte gerne auf Trauerfeiern, denn beim Leichenschmaus ließ man sich nicht lumpen - traurige Spirituals gegen schöne Schinkenbrote. Das erzählt eine rauchige Stimme auf Amerikanisch, und
Mortons ‚Dead Man Blues‘ wird danach so dreckig von dem Bremer Saxophonisten Eckhard Petri dahingehustet, dass man glaubt, der Geruch von Tod und Schinken stiege einem in die Nase.
‚Haunted By The Blues‘ heißt die CD des gleichnahmigen Quartetts um
Eckhard Petri, und sie klingt alt: Jeder Ton darauf scheint mehr Jahre auf
dem Buckel zu haben, als der Musiker, der ihn spielt. Als Sample taucht kurz die Stimme von Jack Kerouac aus dem Beatnik-Himmel herunter und eine Frauenstimme rezitiert in schönstem Französisch
eine Passage aus Sartres ‚Der Ekel‘, in der es um den Song ‚Some Of These Days‘ geht. Petri hat diesen Namen geklaut und betitelt damit eine selbstgeschriebene Ballade: existentialistische
Tristesse, das schönste Stück der CD.
Auf ‚Haunted By The Blues‘ finden sich sowohl Eigenkompositionen als
auch Klassiker und dabei klingt die Musik nie konservativ oder glattpoliert. Man spürt die Spielfreude, mit der Petri und seine Kollegen ihre Entdeckungen präsentieren, hört den tatsächlich
stampfenden ‚8.45 Stomp‘ von Earl Bostc oder Otis Spanns Blues ‚Don‘t You Know‘ - mit dem klassischen Lamento ‚You Know, I Love You Baby‘. Gleich zwei Stücke gibt es vom angeblichen ‚Erfinder des
Jazz‘, Jellly Roll Morton, und unter den Eigenkompositionen die Vertonung eines Gedichts des frühen Pop-Poeten Rolf Dieter Brinkmannn (‚Mein Lied ist ein Dreck‘).
Neben Eckhard Petri und dem Pianisten Dietmar Kirstein sind noch David
Jehn am Bass und Stefan Ulrich am Schlagzeug zu hören. Ihnen gelang
eine authentisch klingende Geisterbeschwörung de Blues.
(Wilfried Hippen, TAZ 5.11.03)